Manipulation in Total Recall

Die Manipulation der Gedanken des Protagonisten Douglas Quaid, ist das zentrale Motiv von Total Recall.

Die Unmöglichkeit der Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion, die sich durch den gesamten Film hindurch zieht, prägt nicht nur die Handlung des Filmes maßgeblich, sondern beeinflusst auch den Zuseher. Die Sichtweise der Betrachter wechselt nämlich ständig, da immer wieder neue Handlungsstränge geschaffen werden. Man kann sich während dem Betrachten von Total Recall niemals sicher sein, dass das, was man sieht, wirklich passiert- es wird also Fiktion in der Fiktion geschaffen, was die gesamte Handlung sehr kompliziert und teilweise undurchschaubar macht. Der gesamte Film stellt eine Aufgabe für den Zuseher dar, indem er immer wieder neue Rätsel aufgibt.

Die Spannung des Filmes wird durch die ständige Suche nach der wahren Identität und Bestimmung des Douglas Quaid aufgebaut, wobei der Zuseher immer genau so viel bzw. wenig weiß, wie der Protagonist selbst. Der Betrachter entwickelt aus diesem Grund schnell Sympathien für den Helden und kann sich mit ihm identifizieren.

Ich möchte nun darauf zu sprechen kommen, wodurch künstliche Realität geschaffen wird und wie es dazu kommen kann, dass der Protagonist und die Zuseher dermaßen getäuscht werden.

Einen großen Anteil an dieser Täuschung haben definitiv die Medien, die den Protagonisten von Anfang an stark beeinflussen und seine Entscheidungen leiten.

Deutlich wird dies gleich zu Beginn des Filmes, als sich Doug beim Frühstück  die Nachrichten auf einem Bildschirm ansieht. Es wird vom Krieg am Mars berichtet, was den Protagonisten sichtlich fasziniert. Da Lori merkt, dass ihr Mann vom Geschehen am Bildschirm völlig eingenommen wird und um dessen Verfassung besorgt ist, schaltet sie um, wodurch eine idyllische Landschaft auf der Wand abgebildet wird. Es wird sofort deutlich, wie stark die Wirkung des Bildschirmes ist, denn obwohl sich Lori um die Aufmerksamkeit ihres Mannes bemüht, schaltet dieser wieder um und folgt gespannt dem Geschehen am Mars. Als Doug schließlich die Wohnung verlässt und sich auf den Weg zur Arbeit macht, ist es erneut ein Bildschirm, der seine Aufmerksamkeit auf sich zieht- der in der U Bahn nämlich. Es erscheint ein Werbefilm der Firma „Recall“, die ihren Kunden verspricht, ihnen künstliche Erinnerungen einzupflanzen, die die gleichen Emotionen auslösen, wie real Erlebtes.

Der Werbebildschirm beeinflusst Doug sehr stark, weshalb dieser gleich darauf den Gedanken fasst, zu „Recall“ zu gehen. Dass ihn nicht einmal sein Arbeitskollege und seine Ehefrau Lori von dieser Idee abbringen können, zeigt die manipulative Wirkung des Bildschirms.

Wie schon in The Simulacra spielt Philip K. Dick erneut mit der Frage, was sich wohl hinter der von den Bildschirmen propagierten Realität verbirgt. War es in „The Simulacra“ Nicole Thibideaux, die eine ganze Nation mit Hilfe eines Fernsehbildschirmes täuschen konnte, so ist es in Total Recall der Gouverneur Vilos Cohaagen, der die Menschen auf den Mars lockt, um dort die Kontrolle über sie zu haben.

Ein großer Unterschied zu The Simulacra ist allerdings, dass die Marsbewohner in Total Recall über die negativen Auswirkungen Cohaagens‘ Macht Bescheid wissen. Sie sind nicht paralysiert, sondern starten sogar rebellische Kämpfe, um gegen die Unterdrückung und Ausbeutung durch den Gouverneur anzukämpfen. Während The Simulacra endet, als der Schwindel rund um Nicole und die Regierung auffliegt, beschäftigt sich Total Recall mit der Wiederherstellung der gerechten Machtverhältnisse. Es gibt in dieser Kurzgeschichte einen Helden, der für das Heil der Marsbewohner verantwortlich ist, was in The Simulacra nicht der Fall ist.

Was die Manipulation durch Medien angeht, kommen die beiden Geschichten trotz ihrer unterschiedlichen Herangehensweise an dieses Thema, doch zu einem sehr ähnlichen Schluss. Dick macht deutlich, dass es immer zu einer Teilung der Gesellschaft kommt, wenn Medien im Spiel sind. Während die Einen sich dem, was sie sehen, blind hingeben und nichts hinterfragen, wollen die Anderen den Dingen auf den Grund gehen. Dies führt zu Konfrontationen und endet, wie wir in beiden Geschichten sehen, mit einer Zerstörung des Systems. Auch wenn dies sehr überspitzt dargestellt wird, zeigt Dick uns auf sehr eindringliche Art und Weise, wie die Medien unser Denken und Handeln beeinflussen und dass jede Beeinflussung auch Folgen nach sich zieht.

Interessant ist, dass Dick die Frage nach Realität oder Fiktion am Ende nicht beantwortet. Wir wissen nach der letzten Szene nicht, ob Doug sich nun in der Realität befindet, oder nur eingepflanzte Gedanken erlebt. Was allerdings deutlich wird, ist das Doug mit dem, was er erlebt, sehr zufrieden ist und daher auch gar nicht um eine Auflösung dieser Frage bemüht ist. Der Held hat also im Laufe des Filmes eine Reise durchgemacht, die seine Gedanken sehr stark beeinflusst hat: Während er zu Beginn des Filmes Abenteuer erleben und aus seinem Alltag flüchten will, geht es ihm am Ende des Filmes viel eher darum, dass sich sein Zustand nicht verändert. Doug hat also durch die anfängliche Manipulation der Medien einen Wandel durchgemacht, der sein Leben und sogar seine Identität verändert hat.

Dass sich Menschen durch Medien verändern, ist auch heute vielerorts zu bemerken. Wir glauben das, was wir in der Zeitung lesen und im Fernsehen betrachten. Was Dick durch Science Fiction darstellt, ist also eigentlich nichts Anderes, als das überspitzte Darstellen unserer Realität.

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